Indianer, Mohr und Scheich – Kostüme, die immer öfter als rassistisch gelten. Dabei wird häufig der Begriff „Blackfacing“ benutzt, zu deutsch: „sich das Gesicht schwärzen.“ Doch ergibt das auch Sinn, deswegen seinem Kind das Tragen seines liebsten Indianerkostüms zu verbieten?
Pünktlich zum Rosenmontag malten sich jahrelang einige der verkleideten Teilnehmer des Fuldaer Faschingsumzugs schwarze Farbe ins Gesicht. Mit den passenden großen Augen und den hervorgehobenen Lippen stellten die Verkleideten afrikanische Sklaven dar, die im Faschingsumzug schon seit jeher ein fester Bestandteil waren. Diese Tradition wird als „Blackfacing“ bezeichnet, also „sich das Gesicht schwarz anmalen.“ Auch wenn die Karnevalisten Dunkelhäutige damit nicht zwangsläufig negativ darstellen wollen, gilt „Blackfacing“ als rassistisch. Diese Form von Rassismus wurde erstmals durch die „Minstrel-Shows“ bekannt. Die musikalische Bühnenunterhaltung, welche vor allem in den 1840er bis 1870er Jahren im Norden der Vereinigten Staaten sehr populär war, bestand aus weißen Schauspielern, die sich das Gesicht schwärzten. Dabei verhielten sie sich wie der angebliche Stereotyp eines Afroamerikaners – dümmlicher Gesichtsausdruck, fröhliches und naives Verhalten. Hierbei wurden die auf Plantagen arbeitenden Sklaven inszeniert, die trotz der schweren Arbeit ihren Besitzer liebten. Die dadurch berühmt gewordene tollpatschige Negerfigur „Jim Crow“ wurde damit in den USA zum rassistischen Stereotyp und zum Symbol für den menschenunwürdigen Umgang mit den Afroamerikanern.
Dies ist ohne Zweifel „Blackfacing“, jedoch sollte einem bewusst sein, dass nicht alles, was in diese Richtung geht, gleichbedeutend mit Rassismus und Diskriminierung ist. Denn „Blackfacing“ im eigentlichen Sinne bezeichnet die negative Absicht hinter der sich schwarz anmalenden Person, also einen Schwarzen Menschen schlecht oder auch dumm darzustellen. Ein weiteres Beispiel hierfür ist das Indianerkostüm, welches vor allem unter den Kindern im Fasching sehr beliebt ist. Dieses Kostüm beinhaltet ebenfalls ein Schwärzen beziehungsweise ein dunkles Schminken der Haut. Doch genau hier teilt sich die Meinung der Gesellschaft. Denn viele sehen das Indianerkostüm als „Blackfacing“, manche empfinden diese Bezeichnung als übertrieben und andere genau als das Gegenteil: Bekämpfung des Rassismus. Im Hinblick auf diese Faschingskostüme erklärte eine Lehrerin gegenüber der Tageszeitung taz[1], dass Kinder bei der Wahl ihrer Verkleidung, welche außerhalb ihres eigenen Kulturkreises vorkommt, nicht rassistisch oder diskriminierend handeln. Die Kinder entscheiden nach Sympathie, Bewunderung und Offenheit gegenüber der jeweiligen Bevölkerungsgruppe. Würdest du also einem Kind sein Indianerkostüm wegnehmen, obwohl es weltoffen und tolerant ist? Kein Kind wird als Rassist geboren, weshalb es wichtig ist, nicht pauschal alles als „Blackfacing“ oder als rassistisch zu bezeichnen, sondern die Intention dahinter zu differenzieren und dementsprechend zu handeln.
Eine weitere Art von Rassismus findet sich jedoch nicht nur im Fasching wieder, sondern auch in einer der schönsten Formen der Kunst: dem Ballett. Wer sich schon mal das Schwanenballett angesehen hat, erinnert sich bestimmt an weiße, anmutig tanzende Schwäne; aus der Ferne kaum auseinanderzuhalten. Chloé Lopes Gomes, die es als erste dunkelhäutige Tänzerin 2018 ins Berliner Staatsballett schaffte, sollte ebenfalls als Schwan mittanzen. Wie die B.Z. Berlin[2] berichtet, erhielt Lopes Gomes für eine Foto-Probe für das Schwanenseeballett die Anweisung, sich weiß anzumalen, sodass die homogene weiße Form weiterhin bestehe. Dass die Balletttänzerin ihre schwarze Haut weiß anmalen sollte, wird als „Whitefacing“ bezeichnet, also die umgekehrte Form des „Blackfacings“. Um auf diese Diskriminierung aufmerksam zu machen, ging sie an die Öffentlichkeit. Tanzen sollte Mensch und Kultur verbinden, nicht ausgrenzen.
Diese zwei Skandale verdeutlichen, dass selbst in Deutschland Rassismus immer noch stark ausgeprägt ist. Es ist dringend notwendig, die Mitmenschen auf Rassismus aufmerksam zu machen und es nicht zuzulassen, dass Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe wie im Berliner Ballett weiterhin geschieht. Um dabei selbst aktiv mitwirken zu können, ist es zum Beispiel auch an unserer Schule möglich, Anti-Rassismus-Projekte zu unterstützen, wie zum Beispiel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, bei denen sich Schüler gegen Rassismus und Diskriminierung wenden. Unsere Generation hat die Möglichkeit die Weichen für eine Zukunft ohne Rassismus zu stellen und diese sollten wir auch nutzen.
„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist ein deutschlandweites Projekt, das neben 2700 anderen Schulen auch seit Sommer 2018 vom Gymnasium Hohenschwangau (unter der Leitung von Herrn von Polenz) unterstützt wird. In Rahmen dieses Projekts wenden sich Schulen gegen Diskriminierung, Mobbing und Gewalt. Falls ihr mehr über das Projekt an unserer Schule erfahren möchtet, könnt ihr auf der Hogauer Schulwebsite einen Beitrag dazu finden.
WICHTIG: Mit einem Schwarzen Menschen ist eine Person gemeint, die sich zu einer Gruppe von Menschen zählt, die aufgrund ihrer Hautfarbe Erfahrungen mit Rassismus machen. Mit Schwarz ist jedoch nicht direkt die Farbe Schwarz gemeint. Um das auszudrücken, wird Schwarz im Zusammenhang mit Rassismus groß geschrieben. Diese Bezeichnung ist laut Experten richtig, da Schwarze Menschen diese Bezeichnung für sich selbst ausgewählt haben. Eine weitere mögliche Bezeichnung wäre People of Colour. Jedoch sollte man das nicht mit farbig übersetzen, da Schwarze diesen Ausdruck nicht für sich gewählt haben. Damit man weiß, dass es ebenfalls nicht wirklich um die Farbe der Haut geht, schreibt man People of Color kursiv.
[1] Schmidt, Birgit: Indianerkostüm gegen Rassismus. In: taz vom 23.02.2020. https://www.bz-berlin.de/kultur/ballerina-chloe-lopes-gomes-wehrt-sich-gegen-rassismus (letzter Zugriff am 17.05.21)
[2] Hafner, Martina: Ballerina Chloé Lopes Gomes wehrt sich gegen Rassismus. In: BZ-Berlin vom 07.12.2020. https://taz.de/Verkleidungen-zum-Karneval/!5658751/ (letzter Zugriff am 17.05.21)