Am Samstag ging es für uns in der Früh um 06:00 Uhr auf den Weg nach Polen, genauer zum Kreisauer Kreis, dem ersten Ort von insgesamt drei, die wir besuchen wollten. Vor uns lag eine 12-stündige Busfahrt. Als wir am Abend angekommen waren, gab es direkt Abendessen und danach nur noch eine kurze Kennenlernrunde.
Am nächsten Tag hatten wir verschiedene Workshops, darunter einen, der die wenigen Personen thematisierte, die am Kreisauer Kreis, einer Widerstandsgruppe zur Zeit des Nationalsozialismus, beteiligt waren und die Hoffnung hatten, gegen das NS-Regime ankämpfen zu können. Zunächst wurden wir in verschiedene Kleingruppen aufgeteilt, wobei jede Gruppe Informationsmaterial zu einer der Personen aus dem Kreisauer Kreis erhielt. Meine Gruppe beschäftigte sich mit Freya von Moltke. Aus dem Material sollten wir dann die wesentlichen Informationen herausarbeiten, um später in einer Art „Talk Show“, die von einer anderen Gruppe organisiert wurde, Fragen beantworten zu können. Ich persönlich fand, dass die Workshops sehr abwechslungsreich gestaltet waren, sodass es nie langweilig wurde.
Am Montag fuhren wir schließlich am Vormittag nach Breslau, wo wir eine Stadtführung über die Geschichte der Stadt in Zeiten des NS-Regimes bekamen. By the way: Wusstet ihr, dass an fast jeder Ecke der Stadt kleine Zwerge aus Bronze aufgestellt sind? Sie sollen das Sinnbild für den Kampf gegen den Kommunismus darstellen. Am Nachmittag hatten wir dann ein paar Stunden Freizeit. Ich war zusammen mit meinen Freunden in einem Restaurant Pierogi essen, das sind gefüllte Teigtaschen – typisch polnisch. Ich kann sie auf jeden Fall weiterempfehlen! Am Abend trafen wir uns alle im Gemeinschaftsraum der Jugendherberge wieder, wo es Tischkicker und Tischtennis gab, um dort die gemeinsame Zeit zu genießen.
Tags darauf fuhren wir auch schon zu unserer nächsten Jugendherberge in Oswiecim. Nach der Ankunft gab es erst einmal leckeres Mittagessen: Eine Gemüsesuppe als Vorspeise und als Hauptgericht Schnitzel mit Kartoffelsalat. Gestärkt ging es am Nachmittag für uns in eine jüdische Synagoge und am Abend gab es von Herrn Grandl noch einen Vortrag über das Lagersystem in den Konzentrations- und Vernichtungslagern in der Zeit des Nationalsozialismus, um uns ein wenig zu informieren und für den nächsten Tag zu sensibilisieren.
Am Mittwoch in der Früh fuhren wir schließlich ins Stammlager des Konzentrations- und Vernichtungslagers, nach Ausschwitz I. Dort bekamen wir eine Führung über das Gelände, bei der uns nähergebracht wurde, wie Menschen, vor allem Juden, zur Zeit des NS-Regimes hier um ihr Überleben kämpfen mussten. Man lockte die Menschen zu diesem grausamen Ort mit der Hoffnung, ein neues Leben beginnen zu können. Jedoch wurden sie bitter enttäuscht, denn die Nationalsozialisten hatten ihnen ins Gesicht gelogen, und somit liefen viele Menschen in den Tod, ohne überhaupt davon zu wissen, was für schlimme Stunden, Tage und Wochen, wenn nicht sogar Monate auf sie warteten. Um ehrlich zu sein hatte ich anfangs gedacht, dass ich emotionslos über das Gelände laufen werde, ohne mir viel dabei zu denken, da es schwer vorstellbar ist, was vor so langer Zeit wirklich hier geschehen ist, dass es nicht einfach nur Geschichten sind, die man uns erzählt, sondern dass dies alles einmal grausame Realität war. Die vielen Bilder der leidenden Menschen haben mich wirklich sehr berührt, sodass ich tatsächlich kurz Tränen in den Augen hatte. Abends trafen wir uns schließlich alle im „Haus der Stille“, um über diesen Tag zu reflektieren und unsere Eindrücke, Gedanken und Gefühle zu teilen.
Am Donnerstag fuhren wir nach Ausschwitz’ Birkenau, einem Vernichtungslager. Das Gelände ist so groß wie knapp 268 Fußballfelder, sodass man absolut keinen Überblick hat. Unsere Führung verlief überwiegend im Freien. Die Anlage, auf welcher die grausamen Taten stattfanden, sah sehr friedlich aus. Dort gab es Wälder, einen Teich und alles war grün – kaum zu glauben, dass vor ca. 80 Jahren Millionen Menschen ihr Leben dort verloren hatten. Viele starben allein schon an der schweren Arbeit, der mangelnden Hygiene, oder an medizinischen Experimenten, nicht zu vergessen auch die Menschen, die kaltblütig ermordet wurden.
Am Freitag war unser letzter Tag. Wir fuhren in ein Drei-Sterne-Hotel in Krakau, um dort unsere letzte Nacht zu verbringen. Vormittags hatten wir einige Stunden Freizeit, in denen ich in ein Luftfahrtmuseum gegangen bin, welches sehr interessant war. Am Nachmittag stand noch eine weitere Stadtführung auf dem Programm, die ich sehr spannend und unterhaltsam fand. Abschließend hatten wir als Klasse in einem Restaurant reserviert, um dort unseren letzten Tag ausklingen zu lassen, bevor es am nächsten Morgen wieder nach Hause ging.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich euch diese Fahrt sehr ans Herz legen kann. Wenn ihr also die Möglichkeit habt, mitfahren zu können, solltet ihr sie nutzen. Auch wenn der Nationalsozialismus schon viele Jahre zurückliegt, ist es immer noch ein wichtiges Thema, über das aufgeklärt werden sollte, um uns daran zu erinnern, wie gut es uns heute geht.