Am 7. Oktober 2023 brach der Konflikt zwischen Israel und der Hamas erneut aus. Dieser Krieg führte bis heute zum Tod zehntausender Menschen und erregte Aufsehen in der ganzen Welt. Der Ursprung dieses Konflikts liegt jedoch bereits über 100 Jahre zurück.
1948-1949: Unabhängigkeitskrieg – Gründung des Staates Israel
1956: Suezkrise – Israel gegen Ägypten, Großbritannien und Frankreich
1967: Sechstagekrieg – Israel erobert Westjordanland, Ost-Jerusalem, Gaza und Golanhöhen
1973: Jom-Kippur-Krieg – Ägypten und Syrien gegen Israel
1982: Libanonkrieg – Israel gegen die palästinensische Befreiungsorganisation PLO im Libanon
2006: Zweiter Libanonkrieg – Israel gegen die Hisbollah im Libanon
2008-2009: Gaza-Krieg – Israel gegen die Hamas im Gazastreifen
2014: Gaza-Krieg – Israel gegen die Hamas im Gazastreifen
2023-2024: Neue Eskalation – Krieg zwischen Israel und der Hamas (unter Beteiligung der Hisbollah)
Die Frühphase des Konflikts
Ende des 19. Jahrhunderts kehrten viele Juden aufgrund von Pogromen – gewaltsamen Ausschreitungen und systematischer Verfolgung – in das Land ihrer Vorfahren zurück, nachdem sie aus diesem vertrieben worden waren. Zu dieser Zeit war das Land noch britische Kolonie, aber die britische Regierung versprach der jüdischen Bevölkerung eine „nationale Heimatstätte“. Ebenfalls versprachen sie den Arabern Unabhängigkeit. Als 1948 die britische Kolonie aufgelöst wurde, gründete sich der Staat Israel auf arabischem Land. Daraufhin marschierten Truppen einiger arabischen Staaten in Israel ein und forderten das Land zurück. Am Ende ging Israel als Gewinner hervor. Hier kann der Ursprung des Nahostkonflikts gesehen werden. Zwischen 1948 und heute gab es immer wieder Unruhen, Kriege und Friedensverhandlungen, welche entweder erfolgslos waren oder zu einem nur instabilen und temporären Frieden führten. Während dieser Zeit bildete sich die islamistische Organisation Hamas, die heute den Gazastreifen kontrolliert.
Der heutige Konflikt
Seit dem Überraschungsangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 befindet sich Israel erneut im Krieg. Am Morgen dieses Tages begann die Hamas einen Angriff mit stundenlang anhaltendem Raketenbeschuss auf Israel. Bodentruppen der Hamas nutzten den Aufruhr und drangen an rund 30 Stellen in das Land ein. Die Truppen durchbrachen die Grenzbarrieren durch Sprengungen oder sogar mit Bulldozern und schwerem Gerät. Außerdem überflogen Angreifer die Grenze mit teils motorisierten Paragleitern. Sie überfielen grenznahe Siedlungen, Kleinstädte und Militärstützpunkte. Da die Notfalleinheiten der Israelis unvorbereitet waren, kam es an einigen Orten zu Massakern an der Zivilbevölkerung durch Kämpfer der Hamas. Ebenfalls wurden Besucher eines Musikfestivals angegriffen und ermordet. In der traurigen Konsequenz wurden allein an diesem einzigen Tag rund 1200 Menschen getötet, darunter viele Zivilisten, und über 200 Israelis als Geiseln genommen. Noch am selben Tag und in den frühen Stunden des 8. Oktobers konnte die IDF (Israel Defence Forces) ihre Militärstützpunkte zurückerobern. Seitdem wurde Israel wiederholt auch von der Hisbollah, einer weiteren extremistischen Organisation aus dem Libanon, beschossen.
Als Antwort auf die Angriffe der Hamas hat die Regierung Israels das Land am 8. Oktober 2023 in den Kriegszustand versetzt. Israelische Lufttruppen führten seitdem wiederholt massive Luftschläge im Gazastreifen aus, wodurch – laut der israelischen Regierung – „Terrornester“ zerstört werden konnten. Ebenfalls gelang es israelischen Soldaten einige Geiseln, welche in einem Dorf nahe der Grenze zum Gazastreifen gefangen gehalten wurden, unmittelbar zu befreien. Die Regierung beschloss zudem, die Versorgung des Gazastreifens mit Strom, Brennstoff und anderen Waren zu unterbinden. Ziel der Angriffe war es, die Strukturen der Hamas zu schwächen und somit eine Bodenoffensive vorzubereiten. Diese wurde schließlich am Abend des 27. Oktobers 2023 begonnen. Infolge dieser Offensive stieß die israelische Armee auf ein großangelegtes Tunnelsystem der Hamas, welches diese dazu genutzt hatte, sich unauffällig fortzubewegen, Vorräte zu bunkern und israelische Geiseln gefangen zu halten. Es befanden sich sogar Wohnungen in diesen Tunneln. Nach der Entdeckung konnte die israelische Armee Teile des Tunnelsystems einnehmen, was einen großen Erfolg für Israel bedeutete. Seither führt Israel seine Militäroperation fort und schwächt die Struktur der Hamas immer weiter.
Am 24. November 2023 erzielten die Hamas und Israel Abkommen, das eine vorläufige Waffenruhe vorsah. Dies war sehr wichtig für die Bevölkerung des Gazastreifens, da sich dort die humanitäre Lage dramatisch verschlechtert hatte. Viele Menschen hatten ihr Zuhause verloren und befanden sich auf der Flucht in den Süden, da sich die Militäroperationen zunächst vorwiegend auf den Norden des Gazastreifens konzentrierten. Durch die israelische Blockade der Grenzübergänge war die Lebensmittelversorgung kaum möglich, es gab keinen Strom und das Kommunikationsnetz war ebenfalls zusammengebrochen. Aufgrund der Waffenruhe konnten nun Hilfslieferungen im Gazastreifen eintreffen und der zivilen Bevölkerung geholfen werden. Teil der Abmachung zwischen der Hamas und Israel war auch, israelische Geiseln im Gegenzug für palästinensische Gefangene auszutauschen.
Am 1. Dezember 2023 wurden die Kämpfe schließlich fortgesetzt, nachdem Israel der Hamas vorgeworfen hatte, die Waffenruhe durch erneuten Beschuss Israels gebrochen zu haben. Die anhaltenden Kämpfe lassen die humanitäre Lage im Gazastreifen immer problematischer werden. Mittlerweile sind schätzungsweise 70 Prozent der Wohnhäuser zerstört und die Bevölkerung leidet weiterhin unter den Blockaden durch Israel.
Internationales Aufsehen und rechtliche Schritte
Der Konflikt führte wiederholt zu Protesten und erregt bis heute weltweites Aufsehen. Vor allem in den USA führte der Krieg zu Demonstrationen, da die Regierung ein enger Verbündeter Israels ist. Palästinensische Bürger fordern hingegen ein Ende des Krieges mit Parolen wie „Free Palestine“ oder „Free Gaza“.
Am 11. Januar 2024 leitete Südafrika vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag ein Verfahren gegen Israel mit dem Vorwurf des Völkermords ein und forderte, den Militäreinsatz sofort zu beenden. Dort muss sich Israel nun verantworten. Israels Juristen erwidern, dass es kein Völkermord sei, sondern ein Verteidigungsfall vorliege. Die vielen Zivilsten, die bereits gestorben oder verletzt sind, seien nicht ihr Ziel gewesen, sondern nur die Kämpfer der Hamas, die sich hinter der zivilen Bevölkerung verstecken. Es wird wohl schwierig, dem Staat Israel Völkermord nachzuweisen, aber es spricht einiges dafür, dass womöglich Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden. Ein endgültiges Urteil wird jedoch voraussichtlich noch lange auf sich warten lassen.
Internationale Vermittler versuchten in den vergangenen Wochen hingegen wiederholt, die sogenannte Zweistaatenlösung wieder aufleben zu lassen, die ein Konzept für einen dauerhaften Frieden in Nahost durch die Anerkennung der beiden Staaten Palästina und Israel vorsieht. Die Regierung Israels lehnt diese Lösung jedoch bislang kategorisch ab. Damit ist ein Ende der gewaltsamen Auseinandersetzung nicht in Sicht und man kann nur hoffen, dass sich der nun schon über ein halbes Jahr andauernde Konflikt nicht zu einem Flächenbrand unter Beteiligung weiterer Staaten entwickeln wird.