Schon seit Jahren ist das Gymnasium Hohenschwangau für seine Integration ausländischer Schülerinnen und Schüler bekannt. Der Grund dafür ist natürlich unser Internat. Hier leben rund 90 Schülerinnen und Schüler, die Hälfte von ihnen sind Deutsche. Etwa 45 Schüler stammt aus einem anderen Land – genau genommen aus 14 verschiedenen Nationen. Der Großteil kommt aus China, Russland und Südamerika. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine im Jahr 2022 haben auch Schüler aus der Ukraine einen Platz in unserem Internat gefunden. Doch wie gut sind unsere ausländischen Mitschüler eigentlich in unsere Schulgemeinschaft integriert und wie wohl fühlen sie sich bei uns?
Willkommenskultur nur auf dem Papier?
Die Meinungen ausländischer Schülerinnen und Schüler zur Integration an unserer Schule sind gespalten. So meinen einige, dass sie diese als besonders schlecht empfinden, da sie zu Beginn eines Schuljahres zum Beispiel gar nicht die Gelegenheit bekommen, sich richtig in ihrer neuen Klasse vorzustellen und somit auch nicht wirklich Anschluss finden können. Aber wie kann das sein? Am Anfang eines neuen Schuljahres bekommen wir deutschen Schüler doch auch die Gelegenheit uns vorzustellen?
Ein weiterer Punkt, der immer wieder bemängelt wird, ist das Versäumnis einer Einführung in das bayerische Schulsystem und die speziellen Abläufe an unserer Schule, wodurch sich viele ausländische Schülerinnen und Schüler in den ersten Wochen ihrer Ankunft nicht zurechtfinden oder gar nicht wissen, wie beispielsweise der Vertretungsplan unserer Schule funktioniert oder wie Leistungsnachweise durchgeführt werden. Doch wie würden wir uns fühlen, wenn uns genau das in einem fremden Land widerfahren würde? So bemerkt eine Schülerin: „Ihr seid so daran gewöhnt, dass immer neue Menschen hierherkommen, sodass ihr vergesst, dass wir in einem anderen Land sind. In einer neuen Schule zu sein ist schon so kompliziert genug.“ Das sollte uns, sowohl SchülerInnen als auch LehrerInnen, klar machen, dass sich etwas ändern muss und wir ausländische Schülerinnen und Schüler mehr willkommen heißen sollten. Außerdem scheint mitunter auch ein gewisses Desinteresse der Lehrkräfte zu bestehen. So versuchen manche Lehrkräfte, laut der befragten SchülerInnen, nicht einmal ihren Namen richtig auszusprechen, geschweige denn, ihnen beim Erlernen der deutschen Sprache zu helfen oder sie in Fächern, in denen sie Schwierigkeiten haben, angemessen zu unterstützen. Aber ist nicht genau das die Aufgabe einer Lehrkraft?
Lichtblicke
Trotz des Missmutes muss man jedoch auch anmerken, dass sich einzelne Lehrkräfte durchaus sehr viel Mühe geben, um den Neuankömmlingen zur Seite zu stehen, wie eine Schülerin bestätigt: „Wenn die Lehrer nicht so nett gewesen wären und ich keine Hilfe bekommen hätte, hätte ich es alleine nicht geschafft. Jedes Mal, wenn ich Lehrer um Hilfe gebeten habe, habe ich gemerkt, dass sie ihr Bestes geben, um mir zu helfen.“ Vor allem bei der Ankunft neuer Schüler an unserer Schule seien viele Lehrer aufgeschlossen und hilfsbereit gewesen. Zudem werden vor allem die sogenannten „DaF–Stunden“ („Deutsch als Fremdsprache“) von Frau Schmid gelobt. Dies sind einzelne Unterrichtsstunden, in denen ausländische SchülerInnen die Möglichkeit haben, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.
Sicht der Lehrkräfte
Wenn man einzelne LehrerInnen darauf anspricht, wie die SchülerInnen zu den Integrationsanstrengungen an unserer Schule stehen, sieht man meist in überraschte und unglaubwürdige Gesichter. Doch warum? Bekommen die Lehrkräfte etwa gar nicht mit, wie sich die ausländischen SchülerInnen fühlen oder dass sie diese nicht ausreichend integrieren? Ein Lehrer meint darauf angesprochen, er sei sehr erstaunt darüber und habe die Situation gar nicht so mitbekommen, hoffe aber, dass sich dies in Zukunft ändern werde und alle Lehrkräfte den ausländischen Schülern ein besseres Schulleben ermöglichen können.
Vielleicht doch mehr Sein als Schein?
Um den ausländischen SchülerInnen in Zukunft ein besseres Schulleben ermöglichen zu können, gibt es sicherlich noch Verbesserungsbedarf. So meint zum Beispiel eine Schülerin: „Die deutschen Schüler sollten ermutigt werden, mit uns reden zu wollen.“ Viele der befragten SchülerInnen wünschen sich aber auch, dass sich die Lehrkräfte mehr Zeit für sie nehmen und auch von sich aus einmal auf die SchülerInnen zugehen. Zudem sollte den Lehrern bewusst sein, dass nicht nur die Sprache neu für sie ist, sondern das ganze Land und dessen Schulsystem.
Wenn also eine Schülerin oder ein Schüler aus einem anderen Land neu in eure Klasse kommt, dann habt keine Angst und geht auf sie zu! Sie werden sich freuen und sich nicht mehr so alleine fühlen! Denn wir alle sollten gemeinsam versuchen die Integration an unserer Schule zu verbessern. Integration steht für Vielfalt und Gemeinschaft und nicht für Alleinsein und Hoffnungslosigkeit.